Heinrich Dubel: "Helikopter Hysterie"
20.30 Uhr Performancevortrag
Anschließend Retro-Futur-Party mit djane joy (Eimer/Bastard/SNIPER, Berlin)

Samstag, 9. Juni 2001
Werkstätten Honsell-Brücke des Künstlerhaus Mousonturm
(Nähe ehem. Ostclub)
>>> Wegbeschreibung


Heinrich Dubel ist das Bindeglied zwischen Jakob Böhme und
Erich von Däniken, Hugo Ball und Fox Moulder, Gilles Deleuze und Guy Debord.

F.A.Z., 7. November 2000



Pressestimmen:

Tagesspiegel
vom 29. Januar 2000

Berliner Morgenpost

Spiegel Online vom 9. November 2000

Telepolis
vom 26.11.1999

Infos über das Buch "Helikopter Hysterie"
von Heinrich Dubel


Als Heinrich Dubel 1987 nach San Francisco reiste, war der Hubschrauber für ihn nicht viel mehr als irgendein Fluggerät. Beim Blättern in einer amerikanischen Zeitschrift fiel sein Blick auf ein Foto, das einen havarierten Hubschrauber zeigte. Über das Zeitungsfoto gebeugt, fiel der junge Mann aus Niedersachsen in eine Art Trance, vermutlich die eigentliche Geburtsstunde des Heinrich Dubel. Denn unter diesem Namen beschrieb er sein Erlebnis später so: "Ich konnte meinen Blick nicht abwenden, bis sich die Bilder vor meinen Augen in etwas anderes verwandelten, in Gedankenbilder, Phantasien, Ahnungen." Fortan sammelte Dubel alles, was auch nur entfernt mit Hubschraubern und Rotoren zu tun hatte: Modelle, Zeitungsausschnitte, Fotos, Texte, Videoschnipsel. Im Jahr 1991 sagte Dubel in New York einen Hubschrauberabsturz voraus. Beim Beobachten des Rundflugs einer Maschine vom Typ Bell 206 Jet Ranger prophezeite er den umherstehenden Ausflüglern mit fester Stimme, gleich würde etwas Ungewöhnliches passieren. Da stürzte der Jet Ranger in den East River. Heinrich Dubel weiß seitdem, daß er und der Helikopter untrennbar verbunden sind. Noch im selben Jahr gründete er in Berlin das "Institut für Erratische Wissenschaften" und stellte sein Leben in den Dienst der Hubschrauberforschung. Die Erratik leitet sich vom lateinischen "errare" her, was soviel wie irren bedeutet, aber auch das Umherschweifen - etwa der Planeten - bezeichnet oder in der Dichtung das Sichverbreiten, Unstetsein. Der Homo erraticus kann ein Landstreicher, aber auch ein untreuer Liebhaber sein: Dubels Wissenschaft hat viele Wurzeln. Natürlich geht es ihr nicht wirklich um den Hubschrauber, obwohl sich fast alles um ihn dreht. Dubel kann auf Anhieb rund dreißig Musikvideos nennen, in denen Hubschrauber auftauchen, und aus dem Stegreif einen Vortrag zur Ikonografie des Helikopters in der neueren Kunstgeschichte halten - selbstredend kennt er so ziemlich alle Modelle. Dennoch hat der Helikopter für ihn eine tiefere Bedeutung: "Er ist das x in der Gleichung", erklärt der Forscher, "das Mittel zum Zweck." Weil alles mit allem zusammenhängt, kann der Erratiker selbst einen Helikopter benutzen, um alles mit ihm zu erklären. In der erratischen Welt ist nichts ohne Bedeutung und gleichzeitig alles bedeutungslos. "Die Geschichte", sagt Dubel, "ist voll von Nuklei, also Keimzellen." Das Mittel dieser Wissenschaft ist die freie Assoziation, der Irrtum ist nicht nur erlaubt, sondern geradezu notwendig. Polyvalenz ist der erste Lehrsatz und die Hysterie kein Makel, sondern eine Tugend. Der Erratiker fängt da an zu denken, wo der konventionelle Wissenschaftler aufhört. So kann seine Arbeit ein Musikvideo von den "Toten Hosen", eine altägyptische Wandmalerei und eine Schrift Leonardo da Vincis in einem Atemzug behandeln. Wohin die Helikopter-Hysterie ihn führe, wisse er nicht, sagt Heinrich Dubel. Vielleicht, so schrieb er in einem seiner Bücher, kommt am Ende Philosophie heraus, vielleicht Kunst.

Bodo Mrozek

Mit freundlicher Unterstützung des Künstlerhaus Mousonturm