|
|
|
"August und Dezember"Filmischer Dialog mit Avi Mograbi und Jan Peters 29.August 2002, Mal Seh'n Kino
| "Das Psychogramm, das Mograbi mit den die Direktheit des Digitalmediums vollendet ausschöpfenden Mitteln erstellt, ist atemberaubend und sardonisch, gleichzeitig ironisch und bodenlos." (taz) |
"Ich sehe mich selbst immer als Teil dieser unschönen Wirklichkeit" - stets ist der israelische Regisseur Avi Mograbi Bestandteil seiner eigenen Filme, tritt auf (wie in seinem jüngsten Film "August") als seine Frau, sein Produzent, er selbst.
Wie auch in den Filmen des Hamburgers Jan Peters werden die Mittel des Biografischen spielerisch, aber nicht unernst eingesetzt: "Dezember 1-31" widmete Peters einem verstorbenen Freund Į einunddreißig Super-8-Filmrollen, für jeden Tag des Monats eine, ein Tagebuch. Mograbi wurde weithin bekannt durch seinen Film "Wie ich lernte, meine Angst zu überwinden und Arik Sharon zu lieben", in dem er seine eigenen Bemühungen, eine Dokumentation über Sharon zu drehen, festhielt - und ironisch seine eigene aufkeimende Bewunderung für den konservativen Politiker.
Mograbi, der stark in der israelischen Friedensbewegung engagiert ist, und Peters werden auf Grundlage der beiden Filme "Dezember 1-31" (97 min, 16 mm) und "August" (90 min, Beta), der in diesem Jahr auf der Berlinale mit dem Friedenspreis ausgezeichnet wurde, einen filmischen Dialog über politische und künstlerische Dimensionen des Filmemachens führen: Wie bedingen unterschiedliche gesellschaftliche Umfelder unterschiedliche filmische Herangehensweisen? Wie kann Fake und das Spiel mit der Realität als ästhetische, aber auch politische Praxis funktionieren? Was bedeutet der Versuch "Wirklichkeit" zu dokumentieren?
Mit freundlicher Unterstützung des Amt für Multikulturelle Angelegenheiten.
"August" (2002):
| "Ich wollte einen Film schaffen, der nur aus Gewalt, Zänkerei und Ärger besteht. Denn das ist Israel. Es ist, als ob wir für eine nahe Katastrophe bestimmt sind, die ohne Vorwarnung über uns hereinbricht."
- Avi Mograbi |
Den Monat August hält Avi Mograbi für die schlimmste Zeit im Jahr: eine Metapher für alles Verabscheuungswürdige in Israel. Seine Frau schätzt dagegen den August als eine Zeit des Optimismus. Mograbi beginnt mit Straßenaufnahmen für seinen Film. Während der Dreharbeiten verliert er jedoch die Kontrolle über das, was seine Kamera aufnimmt. Dennoch gelingt es ihm, seine Geschichte zu erzählen, wenn auch auf ganz andere Art und ohne dass er sich dessen bewusst wird. Gleichzeitig wird seine Frau zu Hause von seinem Produzenten festgehalten, für den er einen Film über das Massaker in der Höhle von Machpela bei Hebron drehen sollte, in der ein israelischer Arzt 1994 eine Gruppe von betenden Moslems erschoss. Alle drei Charaktere - der Regisseur, die Frau des Regisseurs und der Produzent - werden von einer einzigen Person gespielt: Avi Mograbi.
In der Begründung der Jury für den Friedensfilmpreis der Berlinale heißt es: "Avi Mograbi porträtiert die durch ständige Gewalt und Angst beherrschte israelische Gesellschaft. Ironisch und selbstironisch schafft er ein filmisches Bild seines Landes, indem er satirisch-theatralische Szenen mit dokumentarischen Alltagsbeobachtungen verbindet. So gelingt ihm das irrwitzige Bild einer Zeit "kurz vor der Eruption". Seine filmische Sprache ist schillernd und neurotisch wie die Gesellschaft, die er vorfindet. Der Film vermittelt uns einen Eindruck von Ursachen und Wirkungen der Gewalt im Nahen Osten und hilft uns die aktuelle Situation besser zu verstehen."
Biografien:
Jan Peters
(*1966) Autor, Kameramann und zugleich Protagonist seiner Filme.
Initiator eines mobilen Kinos, 1986-88 Mitglied einer Super-8-Filmgruppe. 1988-97 Studium der Visuellen Kommunikation an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. 1994 Mitbegründer des Filmemacherkollektivs "Abbildungszentrum". Seit 1986 zahlreiche Super-8-Kurzfilme. 1997 Jahresstipendium des Deutschen Akademischen Austauschdiensts für Paris, 1999 Frankreichstipendium des deutsch-französischen Kulturrats. Für seine letzten Filme erhielt er auf internationalen Festivals zahlreiche Preise.
Jan Peters lebt und arbeitet in Paris und Hamburg.
Filme (Auswahl):
- Schwarzärgerer (6 min, Super-8-Film), 1995
- Aber den Sinn des Lebens hab ich immer noch nicht rausgefunden (20 min, 16mm-Film), 1996
- Dezember, 1-31 (97 min., 16mm-Film), 1998
- Ich bin 33 (3 min, 16mm), 2000
- Wie ich ein Höhlenmaler wurde (38 min, 16mm-Film), 2001
In Koproduktion mit dem Deutschen Schauspielhaus in Hamburg
- Sie haben 25 Nachrichten
(53 min, Hörspiel), 2001
- a terrible journey (expanded cinema performance), 2002
mit Hélèna Villovitch, Paris; Intermedium 2 im ZKM, Karlsruhe
(parallel als Hörstück im Deutschlandfunk)
- Sieben Methoden (Spielfilm), 2002
mit Hélèna Villovitch
Avi Mograbi
Geboren 1956 in Israel. 1979-82 Studium der Philosophie an der Universität von Tel Aviv, 1980-82 Studium der Kunst an der Ramat Hasharon Art School. Seit 1982 Arbeit als Regieassistent bei nationalen und internationalen Filmprojekten und Werbefilmen, seit 1989 Regie eigener Filme.
Filme (Auswahl):
- Deportation, 1989
- A tale that starts with a Snakešs Funeral, 1993
- The Reconstruction (The Danny Katz murder case), 1994
- How I learnd to overcome my fear and love Arik Sharon, 1997
- Happy Birthday, Mr Mograbi, 1999
- August, 2002
|